…und vergesst nicht wer wir war’n!

Gelungenes und weitum gelobtes Freilichtspiel Magden

An drei Wochenenden führte Theater Magden zehnmal das Stück „Die listigen Weiber von Höflingen“ auf. Zehnmal war die Tribüne restlos ausverkauft und über 2‘000 Zuschauer erlebten mit, wie sich das Dorf gegen sein Schicksal im Dreissigjährigen Krieg stemmte.

Die schwedische Übermacht war am Ende dann doch zu gross und die Bevölkerung musste fliehen und ihr Dorf aufgeben. Das Opfer des Ritter Heinrich und dem Jungen Joachim rettete jedoch die Flüchtenden. In knapp zwei Stunden wurde eine mögliche Geschichte, wie sie sich vor 400 Jahren hätte abspielen können erzählt. Mehrere Handlungsstränge wurden fein ineinander verwoben und am Schluss aufgelöst. Die Gratulationen der Besucher waren überschwenglich und einmal mehr wurde betont, dass sich die Gruppe spielerisch und thematisch in neue Sphären katapultiert hat. Im Schlussapplaus forderte das Ensemble die Zuschauer musikalisch auf, Höflingen, dessen Geschichte und die Bewohner nicht zu vergessen. Dies wird so schnell nicht passieren.

Viele Herausforderungen

Dieser Sommer hatte es aber auch in sich. Lange konnte wegen der Nässe nicht auf dem Gelände und auch am ersten Wochenende wurden die Spieler nass. Das tat weder der Leistung der Spielenden noch der guten Laune Abbruch. Bravourös meisterten alle das Wetter und somit auch das rutschige Terrain. Nicht nur die Wetterkapriolen machten der Technik schwer zu schaffen.
Erstmals war eine Schulklasse ins Theater integriert und erstmal wurden auch mehrere Lieder direkt in die Handlung eingebaut und vorgetragen. Beides war ein voller Erfolg und wird in irgendeiner Art ein Anschlussprojekt haben. Das grosse Ensemble, welches die Bühne von Höflingen bevölkerte, war ebenso Spielkraft, wie Kulisse selbst, was viele Zuschauer in den Feedbacks beeindruckte.
Die Vereine, welche die Beizen auf eigene Regie betrieben, haben aus dem Freilichtspiel ein wahres kleines Dorffest gemacht.

Hat Theater eine Zukunft?

Viele haben heute keine Geduld mehr sich mit einer Geschichte auseinanderzusetzen. Erst die Charaktere kennen zu lernen, lieb zu gewinnen oder zu nicht zu mögen. Die kurzlebige Zeit mit Youtube-Shorts, tiktok-Videos, Insta-Reels und Snapchat macht auch hier keinen Halt. Theater lässt sich jedoch nicht tiefgründig innerhalb von einer Stunde erzählen und schon gar nicht innerhalb von Sekunden. Es ist ein „sich-darauf-einlassen“. Auch ein Krimi löst den Täter nicht schon auf der zweiten Seite auf. Dennoch sind wir überzeugt, dass das Theater eine Renaissance erleben wird. Die Zeit wird kommen, wo man entschleunigt wieder sich Geschichten anhören will und sich gegenseitig erzählt.

Etwas muss enden, damit etwas Neues beginnen kann

Nach zehn Jahren als Produktionsleiter und mehrheitlich Regisseur von Theater Magden legt Roland Graf diese Funktionen auf unbestimmte Zeitdauer nieder. Dies gibt auch Raum und Zeit für neue Projekte. Ein neues Produktionsteam hat sich zusammengefunden, um das Theater 2025 im November zu stemmen und anfangs nächsten Jahres wird darüber berichtet werden.

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