Abschied von einem lieben Kameraden

Am 29. November 2024 erreichte uns die traurige Kunde, dass unser lieber Freund und Kamerad, Ruedi Kaiser, verstorben ist. Im Sommer noch stand er mit uns im Freilichtspiel rund um Höflingen auf feld. Wir verneigen uns, in Demut, Respekt und Freundschaft ein letztes Mal.

Abschiedsrede Ruedi Kaiser, 14.12.2024

„Mit dem Leben ist es wie mit einem Theaterstück; es kommt nicht darauf an, wie lange es ist, sondern wie bunt.“
SENECA

Ich glaube, das Zitat passt sehr gut, denn mit Ruedi hatten wir tatsächlich ein sehr buntes Element in unseren Reihen.
Ruedi hatte seine Rituale beim Theater. So erinnere ich mich, dass er bei jeder Aufführung ganz in der Nähe der Bühne oder des Auftrittsortes sass und jedes Mal mit einem Grinsen zu mir sagte: „Wotsch es jetzt würkli mache? Wotsch du jetzt würkli füre go?“
Vielleicht würde er mich dies auch heute fragen, nur diesmal wäre meine Antwort anders. Nein, eigentlich möchte ich nicht nach vorne gehen, weil du der Grund bist und ja, ich will nach vorne gehen, gerade weil du der Grund bist.

Ruedi hatte den Theaterverein vor 20 Jahren mitgegründet. Aber bereits seit 1973 war er als Theaterspieler aktiv und hat mit der Jugendgruppe Veritas angefangen. Theaterspielen war für eine wichtige Komponente und auch der Verein war ihm äusserst wichtig. Er hatte viele Facetten: Vorstandsmitglied, Spieler, Regisseur, Erbauer, Organisator, Fahrer und vor allem Kamerad. Ruedi war mit Herzblut dabei.
Ebenso facettenreich wie sein Wirken im Verein, waren seine Rollen, sei es als Millionär, Pfarrer (mehrmals), Gauner, General, geldgieriger Dorfbewohner oder eifersüchtiger Ehemann um nur ein paar zu nennen. Es war eine Freude Ruedi auf der Bühne zu sehen aufgrund seiner Präsenz, und ebenso abenteuerlich mit ihm auf der Bühne zu stehen. Manch einem Mitspieler ist der Puls in die Höhe geschossen, wenn Ruedi seine Rolle neu interpretiert hat.
Anekdoten gibt es viele: Wir erinnern und an den Vereinsausflug ins Allgäu, als wir am Abend auf einem Dorffest strandeten und eine Dreierkappelle ihre Polkas und Juhee-Lieder spielte. Ruedi sass in einer Ecke, schaute dem Treiben zu und sagte sich, dass diese Party endlich mal in Gang kommen sollte und stellte sich brav an und fragte: „Könnt ihr auch etwas von Deep Purple? Smoke on the water zum Beispiel?“ Sie teilten dann per Mikrofon mit, dass sie einen Wunsch aus der Schweiz hätten und sie spielten dann einen Jodel und wir gingen wo anders hin.

Ruedi hatte auch seine klaren Ansichten, welche er standhaft vertrat. So sprach er einmal aus, dass ihm die Bühnenerhöhung, welche ich für ein Stück auf die Bühne baute, nicht passte. „Also ich bi degäge“. Er war sich aber auch nicht zu schade, am Schluss zu sagen, dass er zwar dagegen war, aber es sah schon gut aus… auch beim Einturnen hat er nicht mitgemacht, das mache ihn nur nervös. Dafür dann jeweils den Fotografen gemacht.
Ebenso hat er mir einmal mitgeteilt, dass er nur eine Frau küsse. Ich meinte dann: „Aber Ruedi, es ist doch nur Theater.“ Er machte dann Ausnahmen.
Das Leben ist wie eine Bühne, irgendwann kommen wir darauf an, spielen mit, gehen durch Türen in andere Räume, treffen Leute, mal ist es Komödie mal Drama, aber wir spielen weiter und irgendwann gehen wir durch eine Türe und von der Bühne. Ich habe Ruedi einmal gesagt (als er für mich eine Tischplatte machte): „Es pressiert im Fall ned.“ Mit einem verschmitzen Lächeln meinte er: „Das isch gföhrlich, wenn das zu mir seisch, denn chas lang go“… Wenn ich an die Lebensbühne denke dann muss ich sagen: „Ruedi, damol hättis im Fall ned pressiert.“

Du bist von der Bühne des Lebens gegangen, ungläubig bleiben wir zurück und müssen doch weiterspielen. Aber ein grosser Kamerad fehlt in der Mitte. Du fehlst – nicht nur auf der Bühne, sondern auch daneben. Unsere Gedanken sind erfüllt von Traurigkeit, dass du gegangen bist, aber auch Dankbarkeit, dass du da warst. Danke, Ruedi, für alles. Wir machen weiter und auf der Bühne wirst du bei uns sein.

Und wenn du den Eindruck hast, daß das Leben ein Theater ist, dann suche dir eine Rolle aus, die dir so richtig Spaß macht.
William Shakespeare

Roland Graf, 14.12.2024

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