Einst und jetzt

“Das Theater darf nicht danach beurteilt werden, ob es die Gewohnheiten des Publikums befriedigt, sondern danach, ob es sie zu ändern vermag.” — Bertolt Brecht

Am 17. August 2004 wurde die Theatergruppe Magden von 18 enthusiastischen Theaterleuten gegründet. Die über hundertjährige Tradition des Theaterspielens wurde somit um ein Kapitel bereichert, indem ein neuer Verein sich explizit dieser Kunst annahm. Bis anhin hatten verschiedene Vereine Aufführungen durchgeführt.

Die Gemeinde stellte dem jungen Verein die Hirschenscheune zur Verfügung, welche in vielen Stunden Fronarbeit in das neue Probelokal mit Bühne, Aufenthaltsraum und Garderobe umgebaut wurde.

Wurde früher das ausschliesslich von Männern Theater gespielt — ja den Frauen war es gar verboten — ist es heute so, dass die meisten Theatervereine ein Nachwuchsproblem bei den Männern haben. Viele scheuen den Aufwand oder haben Hemmungen sind zu exponieren. So ist auch die Theatergruppe Magden, welche wohl über eine solide Spielerbasis verfügt, nicht davor gefeit einen Frauenüberschuss zu haben, was die Stückwahl von Jahr zu Jahr beeinflusst.

Nach erfreulichen Anfangserfolgen nahm die Zuschauerzahl über die Jahre laufend ab und erreichte 2013 einen Tiefststand. Dies bewog die Theatergruppe das Angebot zu überdenken und neue Wege zu beschreiten. Nach einer Analyse des Konsumverhaltens und des Theaterangebotes im Fricktal wurde die “Vision 800” ins Leben gerufen mit folgenden Zielen:

  • Wir spielen inskünftig mit dem Haupttheater gehaltvolle Stücke über die gesamte Palette (Komödien und Dramen, keine Schwänke)
  • Wir streben eine professionelle Einstellung auf allen Ebenen an (Organisation und Spiel)
  • Wir scheuen uns nicht, neue Wege zu gehen

Der Erfolg gab uns recht und bereits 2014 konnte die Zuschauerzahl verdoppelt werden und ein Jahr später gar zu einem neuen Rekord von über 1000 Zuschauern im Gemeindesaal geführt werden.
Seither spielten Agatha Christie, Erich Kästner, Peter Ustinov etc.

Durch die Projekttheater konnten laufend neue Spieler dazugewonnen werden, was dazu führte, dass bei inskünftigen Produktionen unter Umständen nicht alle Spieler berücksichtigt werden können, was den Vorstand dazu bewog bereits wieder seine Strategie zu überdenken. So wurde an der Generalversammlung 2016 beschlossen, dass inskünftig jährlich im November das Haupttheater im Gemeindesaal durchgeführt wird. Parallel dazu wurden zwei Untersektionen ins Leben gerufen, welche mit den überzähligen Spielern jeweils im Frühjahr auf Wunsch eine kleinere Produktion durchführen oder das Projekttheater unterstützen.

Zum 15jährigen Bestehen 2019 beschenkt sich der Verein selber mit einem Freilichtspiel rund um die Magdener Sage über das verschwundene Dorf Deschliken. Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des noch relativ jungen Vereines. 2020 wurde der Verein dann durch die COVID-19-Pandemie zweimal brutal ausgebremst. Das Projekttheater “Kellergeflüster” war bereits aufführungsbereit, als es infolge des Lockdowns gestrichen werden musste. Als der Lockdown aufgehoben wurde, haben wir mit dem Haupttheater die Probearbeit begonnen, um im Oktober abermals gestoppt zu werden. Diese Produktion konnte im November 2021 unter strengen Auflagen (Zertifikat etc.) aufgeführt werden.

Auch das Jahr 2022 stand zu Beginn wieder unter einem schlechten Stern. Die angekündigte Produktion “Lysistrata – Der Krieg muss weg” musste aufgrund des russischen Angriffs auf den souveränen Staat Ukraine im März abgesagt werden. Wir vertreten die Überzeugung, dass in diesem politischen Umfeld eine Produktion mit diesem Titel als taktlos angesehen worden wäre. Da eine Grossproduktion gut ein Jahr Vorbereitungszeit mit sich bringt (Rechte, Bearbeitungen, Proben), waren wir zu spät dran. Deshalb entschieden wir, die Untersektionen DRAMagden und Wylaub zu aktivieren und neue, kleinere Produktionen einzustudieren, welche agiler proben können. Bei dieser Gelegenheit konnten wir jedoch neu als Premiere auch eine Jugendtheater-Sektion ins Leben rufen, die inskünftig als “JuThe” auftritt.

Als neue Herausforderung dürfen wir feststellen, dass Corona nicht nur da Konsumverhalten, sondern auch das Beschäftigungsverhalten der Menschen verändert hat. So wird es immer schwieriger, neue Mitglieder zu gewinnen. Einige haben in den zwei Jahren festgestellt, dass ihnen eigentlich ohne Vereinsleben gar nichts fehlt, andere geniessen das neue Gefühl der “Unverbindlichkeit”. Auch die Alterstruktur wird langsam aber sicher problematisch. Es wird schwierig, wenn 50jährige oder älter den jugendlichen Liebhaber geben müssen. Wie jeder Verein müssen wir zwingend unsere Basis erneuern und verjüngen.